Obwohl am Dienstagabend der Sturm um das Universitätsgebäude pfiff und es in Strömen regnete hatten fünf Medienprofis und einige interessierte Studenten den Weg in den Ostflügel auf sich genommen, um beim Mediendeck über Einstieg, Alltag und Herausforderungen des Medienberufs zu diskutieren. In entspannter Atmosphäre setzen die alten Hasen sich mit den interessierten Studenten zusammen, so dass aus der Podiumsdiskussion (die in diesem Fall ganz ohne Podium auskam) schnell ein lebhafter Dialog wurde.
Nachdem Leonie Seifert, die für DIE ZEIT arbeitet, mit der Frage, ob Journalismus in Zeiten von Medienkrise, Zeitungssterben und prekären Beschäftigungsverhältnissen in der Branche überhaupt noch ein Traumberuf sei, einen Einstieg ins Thema «Traumberuf Medien? Erwartung trifft Realität!» gegeben hatte, stellte sie die Podiumsgäste kurz vor, bevor die Diskussion mit einer Vorstellung der Teilnehmer eröffnet wurde. Anschließend stellten die alten Hasen sich den Fragen der Studenten.
Gerald Mechnich, Leiter des Referats Ausbildung beim Norddeutschen Rundfunk (NDR), erklärte den Zuhörern, die zum Teil kurz vor dem Abschluss ihres Studiums standen, worauf es bei der Bewerbung ankommt: „Ich möchte Sie als Mensch kennenlernen und wissen, was Sie antreibt.“ Den perfekten Einstiegssatz für eine Bewerbung verriet er allerdings am Dienstagabend nicht. Seiner Meinung nach existiert so ein Satz auch gar nicht. Was Mechnich verriet, waren die schlimmsten Bewerbungsfehler: Falsche Adresse oder Anrede oder mangelnde Kenntnis des Unternehmens bei dem man sich bewirbt zum Beispiel.
Christina Freitag, die das Büro der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Hamburg leitet und dort auch Volontäre ausbildet, empfahl allen, die in den Journalismus einsteigen wollen, bereits während des Studiums frei als Journalist zu arbeiten. Denn nur so habe man überhaupt eine Chance, sich gegen die zahlreichen Mitbewerber um Volontariate und Plätze an Journalistenschulen durchzusetzen. Es sei wichtig früh Erfahrungen mit dem Journalismus zu sammeln. Sie betonte allerdings, dass es durch das Internet auch abseits der großen Redaktionen Möglichkeiten gäbe Erfahrungen mit dem Journalismus zu sammeln, wie das Online-Nachrichtenmagazin Mittendrin von Isabella David zeige.
Isabella David hat vor rund einem Jahr das Nachrichtenblog Mittendrin gegründet, das inzwischen selbst über Hamburg hinaus bekannt ist und eine Kooperation mit der Tageszeitung taz betreibt. Sie sprach am Dienstagabend vor allem über das Zeitungssterben und die neuen Möglichkeiten, die sich im Internet für Medienmacher auftun würden. Dabei betonten sie, dass Internet und Lokaljournalismus sich nicht ausschließen, sondern sogar sehr gut ergänzen würden. Doch sie sieht die Zeitungen in der Pflicht ihr Onlineangebot stärker auszubauen und kritisierte Zeitungen dafür Meldungen im Internet zurückzuhalten, nur damit sie in der Zeitung gedruckt werden könnten: „Diese Meldung interessiert doch am nächsten Morgen niemanden mehr, wenn er sie bereits einen halben Tag vorher überall im Internet gelesen hat und die Berichterstattung der Zeitung nicht über die reine Berichterstattung hinaus geht.“
Katrin Schmiedekampf, die als freie Journalistin unter anderem für DIE ZEIT und die taz arbeitet, komplettierte die Runde der Medienprofis. Sie erzählte vor allem von ihrer Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule und wie sehr sie heute noch von den Kontakten profitiert, die sie damals knüpfte. „In fast jeder Redaktion sitzt jemand, der mit einem auf der Journalistenschule war und den man anrufen könnte“, erzählt sie. Bereits mit 18 Jahren bewarb sie sich zum ersten mal an der renommierten Hamburger Journalistenschule und wurde abgelehnt. Davon ließ sie sich jedoch nicht entmutigen und bewarb sich nach ihrem Jurastudium noch einmal. Dieses mal wurde sie angenommen. Mit dieser Anekdote machte Schmiedekampf auch deutlich, dass es keine Zauberei ist im „Traumberuf Medien“ anzukommen. Oder wie eine Teilnehmerin es zusammenfasste: „Schön zu sehen, dass Sie auch nur Menschen sind.“
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